Exkursion zu den archäologischen Fundplätzen im
nördl. Hess. Ried
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Nordkreis |
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Das Ried - flaches Land - terra plana! Da sieht
man heute schon, wer morgen kommt! Aber sieht man auch, was gestern war?
Wer am 25.05.14 bei der 2. terraplana-Exkursion dabei war, hat einen
einzigartigen Rückblick bekommen und sieht nun das Ried mit anderen
Augen, obwohl oberirdisch nur kaum noch etwas zu sehen ist.. |
Der 2. Vorsitzende von
terraplana, Marco Hardy,
M.A., erklärte den etwa 35 Teilnehmern auf einer Busfahrt rund um Trebur
und Groß-Gerau, dass dieses Gebiet ein uraltes Kulturland ist, das stets
klimatisch begünstigt und durch seine Bodenbeschaffenheit so fruchtbar
war, dass sich hier seit der Altsteinzeit ständig Menschen aufhielten
und später hier auch sesshaft wurden. Eine Kultur wechselte die andere
ab; ihre Hinterlassenschaften, die wir kennen, stammen oft aus Gräbern.
Leider wurden von den frühen Kulturen
(Jungsteinzeit, Bronze- und
Eisenzeit) kaum Hausreste gefunden, da die Pfostenspuren der Holz- bzw.
Fachwerkhäuser - nur dunklere Bodenverfärbungen – meist übersehen
werden. Außerdem ist an vielen Stellen die damalige Erdoberfläche nicht
mehr vorhanden, wie Marco Hardy oft erklärte, denn die Erosion hat den
Boden oft um mehr als 1m abgetragen. Daran Schuld sind nicht nur Wind
und Wetter, sondern auch oft der Mensch, der z.B. durch die
Pflugtätigkeit Hügelgräber vollständig einebnete. Gräben (z.B. bei den
Römerlagern) verfielen und füllten sich mit Erde. Aus den von Menschen
gemachten Unebenheiten wurde so mit der Zeit wieder flaches Land: terra
plana! Man sieht also nichts mehr – oder? Und wie findet man die
Hinterlassenschaften der früher hier lebenden Menschen? |
Marco Hardy hat dies mit vielen Beispielen auch
dem archäologischen Laien gut erklären können:
- Unterschiedlicher Bewuchs durch
unterschiedliche Bodenstrukturen (alte Gräben, Mauern…) lässt
sich unter idealen Bedingungen im Luftbild erkennen;
- Systematische Geländebegehungen von
Ehrenamtlichen, die mit der Bodendenkmalpflege zusammenarbeiten,
wie es Eugen Schenkel in unserem Gebiet seit Jahrzehnten macht;
auch einige terraplana – Mitglieder tun dies mit amtlicher
Genehmigung;
- Zufallsfunde, z.B. in Baugruben, bei
Fernleitungs- und Straßenbau….
- Durch Geoprospektion, eine
zerstörungsfreie Möglichkeit, in die Erde „zu schauen“
- Durch intensive archäologische
Grabungen, wie es die Goethe-Universität Frankfurt in unserem
Gebiet schon mehrfach getan hat, um z.B. Römerlager zu
untersuchen.
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So wurde das Hessische Ried rund um Trebur und
Groß-Gerau so intensiv wissenschaftlich untersucht, dass es zu den
besterforschten Gebieten unseres Landes gehört. |
Punkte der Exkursion:
- Germanisches Gräberfeld und zwei
Römerlager zwischen Nauheim und Trebur
- Spätrömischer Schiffsländeburgus und
frühmittelalterliches Gräberfeld nordwestlich von Astheim
- Jungsteinzeitliches Gräberfeld zwischen
Trebur, Astheim und Nauheim
- Eisenzeitliches Grab und Römerlager am
Kornsand
- Bronze- und eisenzeitliche Grabhügel bei
Wallerstädten
- Römerlager bei Wallerstädten
- Mögliche mittelalterliche Turmhügelburg
bei Büttelborn
- Fränkisches Gräberfeld im Neubaugebiet
von Büttelborn
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An jedem Punkt der Exkursion konnte Marco Hardy
durch seine Erklärungen, Fundberichte, großformatige Zeichnungen bzw.
Fotos wichtiger Fundstücke, die sich z.T. heute in Museen befinden, auf
spannende Weise den Exkursionsteilnehmern einen Eindruck verschaffen,
wer hier gelebt und gearbeitet hat, wer hier – und wie - zu Grabe
getragen wurde…. Wo heute nur ein Getreidefeld sprießt, sahen alle
plötzlich vor ihrem inneren Auge römische Soldaten bei Schanzarbeiten,
einen fluchenden Soldaten, der seinen Geldbeutel in der Latrine verloren
hatte, Feldbegeher, fast 2000 Jahre später, einen langhaarigen
Archäologiestudenten beim Fundzeichnen…. Und jeder, der das auf der
Exkursion miterlebt hat, wird in Zukunft mit offenen Augen und Sinnen
die verborgenen Geheimnisse dieser Riedlandschaft sehen. |
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Text: Brigitte Schmidt |
Fotos: Martina Waldeck, Uwe Löhr, Norbert Gruhn,
Brigitte Schmidt |
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