Ergebnisse der archäologisch - geophysikalischen Prospektion der Niederungsburg "Neu - Wolfskehlen" |
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Ergebnisse der archäologisch - geophysikalischen Prospektion ... |
Zur Geschichte der beiden Burgen in Wolfskehlen siehe auch: |
Die geschichtlich belegte Burg „Neu-Wolfskehlen“
konnte bislang noch nicht genau verortet werden, jedoch zeigen
Luftbildaufnahmen am südöstlichen Ortsrand der Gemeinde
Riedstadt-Wolfskehlen in der Flur „Bei der Hofstatt“ auf einer feuchten
Wiese (Niederungsmoor im verlandeten ehem. Neckarbett) am Scheidgraben
eine geradlinige, quadratische Struktur, die durch negative
Bewuchsmerkmale hervorgerufen wird und auf Mauerreste oder
Ausbruchgräben schließen lassen. Auch tiefer liegende grabenartige
Strukturen sind bei der Begehung zu erkennen; gelegentlich sind vor Ort
auch Funde zu machen. |
Schon der Flurname lässt aufhorchen: Gab es dort
eine Hofstelle, vielleicht einen befestigten Hof oder eine Burg? Für die
Wolfskehler Bevölkerung steht jedenfalls seit je her fest, dass hier die
Burg lag. In vielen Gärten und Mauern befinden sich behauene
Buntsandsteine, die von dieser Stelle abgekarrt wurden. |
Der Verein „terraplana – Gesellschaft für
Archäologie im Hessischen Ried e.V.“ ließ im Juli 2014 einen Teil der
vermuteten Burgstelle mit Bodenradar untersuchen, im September 2017
erfolgte eine weitere Untersuchung durch Geomagnetik. Beide
Untersuchungen wurden mit Hilfe von Martin Posselt M.A. (Fa. Posselt &
Zickgraf Prospektionen GbR) unter der Mithilfe mehrerer
Vereinsmitglieder von terraplana durchgeführt.
Abb. 1: Lage der Untersuchungsflächen der
geophysikalischen Prospektion Rot: Juli 2014
Georadar
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Bei der geomagnetischen
Untersuchung wird aus der Messung des Erdmagnetfeldes auf die
Zusammensetzung des Untergrundes geschlossen und die Messwerte werden
als Graustufenbild
dargestellt; Störkörper / Anomalien im
Boden (das können z.B. Steine, Metallteile oder verfüllte Abfallgruben
sein) werden besonders hell oder dunkel abgebildet. |
Das Ergebnis ist durch
einen Fachmann (M. Posselt M.A.) interpretiert worden.
Komplexe
Befunde lassen dabei jedoch keine eindeutigen Interpretationen zu, zumal
Störfaktoren ohne Grabung nicht datiert werden können. So kann eine
Anomalie aus der Zeit der mittelalterlichen Burg stammen (z.B.
verziegelter Hüttenlehm, der durch Brand der Vorburg entstanden sein
könnte), aber auch durch Nutzung im letzten Jahrhundert (z.B.
Festzeltbebauung, abgebrochene Scheune, Befestigung des weichen
Untergrundes durch Schotter…) hervorgerufen worden sein. |
Ziemlich sicher kann man sein, dass es eine
Kernburg, eine Vorburg und Gräben einer Umwehrung gegeben hat. |
Die Vorburg im Nordwesten des Areals war
wahrscheinlich mit Holz- oder Fachwerkhäusern bebaut. Dieses Gebiet
dürfte bis an die moderne Bebauung von Wolfskehlen reichen. |
Die ca. 50 x 50 m große mittelalterliche
Kernburg im südöstlichen Bereich der Messfläche liegt auf einer
deutlichen Geländeerhebung und ist dichter gebaut und mit einer
Steinmauer umgeben gewesen. Die geomagnetische Untersuchung zeigt
„teilweise winklige, in zwei Fällen sogar annähernd quadratische
Strukturen… Es liegt die Vermutung nahe, dass es sich bei diesen
geometrischen Strukturen um Reste des Baubestandes der Kernburg der
ehemaligen mittelalterlichen Burg handelt.“ (M. Posselt) |
Im nordwestlichen Bereich der Kernburg fällt ein
quadratischer Grundriss von etwa 9,30 m Kantenlänge deutlich heraus –
vielleicht der Grundriss eines Turmes mit einem Innenraum von etwa 4 m
Breite. Die daraus zu errechnende Fundamentbreite von 2,60 m muss nicht
die Dicke der Mauer angeben, sondern ist wohl eher die Breite des
Ausbruchgrabens des ehemaligen Mauerverlaufs, der durch Steinraub
entstanden sein dürfte. |
An der südwestlichen und nordwestlichen Seite
der Burg scheint eine zweite Mauer die Kernburg wie einen Zwinger zu
umfassen, in dem ein größerer Keller gelegen hat. Es ist aber auch
möglich, dass die beiden Mauern von zwei Bauphasen der Burg stammen und
nie gleichzeitig bestanden haben.
Abb. 2: Interpretierende Umzeichnung der
Graustufendarstellung der Magnetometer-Prospektion |
Erläuterungen zu Abb. 2: |
1: Hellgrau: Areal mit hoher Dichte an kleinen
Anomalien, Aktivitätszone der |
Da durch geophysikalische Prospektion keine
Datierung von Strukturen möglich sind, kann man nicht sicher sein, ob
die dargestellten Mauern gleichzeitig bestanden haben oder verschiedene
Bauphasen abzeichnet. Aufschluss darüber könnte nur eine Grabung
liefern, die aber derzeit im geschützten Bodendenkmal nicht vorgesehen
ist. |
Abb. 1: Dr. Dennis Braks |
Abb. 2: nach: Martin Posselt, M.A. |
Text: Brigitte Schmidt unter Zuhilfenahme des
Berichts von Martin Posselt M.A.: |
„Archäologisch-geophysikalische Prospektion auf
der Niederungsburg „Neu-Wolfskehlen“, in Riedstadt-Wolfskehlen ,
Magnetometer-Prospektion im September 2017 |
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