Vor 1000 Jahren war Trebur eines der Machtzentren im Heiligen Römischen Reich. Vom 9. bis zum 12. Jahrhundert befand sich an der Stelle der heutigen Laurentiuskirche eine bedeutende Königspfalz.
Eine Königspfalz Trebur wird erstmals 829 urkundlich erwähnt. Vom 9. bis 12. Jahrhundert sind für Trebur 57 Königsaufenthalte, Reichs- und Fürstentage belegt. Der bekannteste ist der Fürstentag von 1076 bei dem Heinrich IV. zum Gang nach Canossa veranlasst wurde. 1119 wurde der letzte Reichstag in Trebur abgehalten.
Über die Pfalz selbst ist nur wenig bekannt. Aus historischen Quellen ist überliefert, dass es einen Versammlungshalle (Aula Regia), eine Kapelle und ein Palas (Wohn- bzw. Hauptgebäude) gegeben hat. Daneben verfügten Pfalzen dieser Zeit üblicherweise über eine Reihe weiterer Wirtschaftsgebäude. Letzten Reste der einzigen Pfalz sind im Mauerwerk der heutigen Laurentiuskirche erhalten geblieben. Ab etwa 1400 wurde sie auf den Resten der Pfalz errichtet.
Bislang haben kaum archäologische Untersuchungen zur Pfalz Trebur stattgefunden. Bauuntersuchungen an der Laurentiuskirche gab es 1934 durch Oberbaurat Diefenbach und 1954 durch den Bezirksarchäologen Dr. Otto Müller. Dabei wurden Fundamentreste vor dem Westportal nachgewiesen.
Unter Leitung der Außenstelle Darmstadt der HessenArchäologie, in Zusammenarbeit mit der Gesellschaft Heimat und Geschichte Trebur e.V. und mit freundlicher Unterstützung der evangelischen Kirchengemeinde und der Gemeinde Trebur wurden vom 22. bis 26. August 2022 erstmals systematische Untersuchungen zur Erforschung der Königspfalz durchgeführt. Eingesetzt wurde modernstes Bodenradar. Mittels dieser Technik lassen sich im Untergrund noch vorhandenen Mauerreste zerstörungsfrei sichtbar machen. Die Durchführung der Messungen erfolgte durch Martin Posselt von der Firma Posselt & Zickgraf Prospektionen, Inh. S. Zickgraf.
Das Untersuchungsgebiet umfasste ca. 4.000 m² im Straßenbereich der Oberen Gasse, dem Kirchgarten und im Inneren der Laurentiuskirche. Damit die Messungen ungestört durchgeführt werden konnten, hatte die Gemeinde Trebur den Straßenbereich für unsere Messungen gesperrt.
Die Untersuchungen begannen im Montag, 22.08.2022 mit dem Einrichten des Gerätes. Kurz vor Mittag konnten die ersten Messungen im Straßenbereich aufgenommen werden. Nach den Messungen im Straßenbereich ging es dann ab Mittwoch im Kirchgarten weiter. Den Abschluß bildeten am Freitag, 26.08.2022 die Messungen im Inneren der Laurentiuskirche. Am Freitag, kurz vor 14 konnten die Messungen abgeschlossen werden.
Schon die Rohdaten des Gerätedisplay vor Ort zeigten ein mutmaßlichen Mauerzug vor dem Westportal der Laurentiuskirche, der bislang noch nicht bekannt war. Jetzt warten wir alle gespannt, was die Auswertung der aufgenommenen Daten noch ergibt. Eine Veröffentlichung im Jahrbuch hessenArchäologie ist geplant.
Ingesamt beteiligten sich 12 Mitglieder von terraplana und der Gesellschaft Heimat und Geschichte Trebur e.V. als Helfer an diesen Messungen. Chris Krämer unterstützte uns dabei durch leckeres Mittagessen.