Insgesamt 15 Personen, überwiegend Mitglieder von terraplana e. V., haben sich am Sonntag, 24. Juli auf den Weg in die Wetterau gemacht, um gemeinsam die große Sonderausstellung „Kelten Land Hessen - Eine neue Zeit beginnt“ zu besichtigen. Die Sonderausstellung wird seit März im Rahmen des Archäologie-Jahres im Museum der Keltenwelt am Glauberg präsentiert und läuft noch bis zum Jahresende.

Treffpunkt der terraplana-Gruppe war zunächst aber nicht das futuristische Keltenmuseum am Glauberg, sondern das Ristorante „Al Cavallino“ im nahe gelegenen Altenstadt. Unser Vorstandsmitglied Daniel Usher hatte das italienische Restaurant ausgewählt und damit einen Volltreffer gelandet.

Mit viel Vorfreude ging es anschließend zum Glauberg, wo Daniel eine Führung für terraplana organisiert hatte. Der am RGZM ausgebildete Restaurator arbeitet für die HessenArchäologie (Landesamt für Denkmalpflege Hessen) und hat in dieser Funktion auch an der Sonderausstellung mitgewirkt, Vitrinen konzipiert und Funde arrangiert. Und das sei schon an dieser Stelle gesagt: Er und seine Kolleg*innen haben ganze Arbeit geleistet! Die Ausstellung ist in jeder Hinsicht gelungen und unbedingt einen Besuch wert – nicht nur für archäologisch Interessierte.    

Rund um die inzwischen zu einer Ikone gewordenen, überlebensgroßen Statue des sogenannten Keltenfürsten vom Glauberg, deren Fund 1996 für großes Aufsehen gesorgt hatte, wurde eine völlig neue Ausstellung konzipiert. Gezeigt werden insgesamt fast 500 Exponate aus ganz Hessen, darunter auch zahlreiche Objekte, die erst in den letzten Jahren entdeckt wurden. Waffen, Schmuck, Werkzeuge, Alltagsgegenstände: alles wird in dieser Ausstellung zu einer Geschichte zusammengefügt, die sehr anschaulich den gesellschaftlichen Umbruch beschreibt, der etwa ab 800 v. Chr. das Zusammenleben der Menschen in Mitteleuropa, ihre Wirtschaft und Kultur, für immer veränderte.

Manche Exponate, wie beispielsweise die reich verzierten, etruskisch anmutenden Kannen aus Gräbern jener Zeit, sind durch Kontakte in den Mittelmeerraum zu erklären. Ähnliches gilt für die im 4. Jh. v. Chr. beginnende keltische Münzprägung, die sich an griechischen Vorbildern orientiert. Holzfunde, die aus dieser Zeit höchst selten erhalten sind, bezeugen den vorindustriellen Charakter der keltischen Salzgewinnung. Sie war offenbar so effizient, dass sie von den nachfolgenden Römern praktisch nahtlos übernommen und weitergeführt wurde. Auch der Werkstoff Eisen spielte eine tragende Rolle, nicht zuletzt für den Handel. Die Kelten bauten Braunerz ab, und inzwischen geht man in der Forschung davon aus, dass Hessen geradezu ein Hotspot der Eisengewinnung nördlich der Alpen gewesen sein dürfte. Dafür sprechen unter anderem 200 Fundstellen mit Schlacke- und Eisenresten und sogar regelrechten Eisenbarren, die in ganz Hessen – mit einem klaren Schwerpunkt in der Lahn-Dill-Region – gefunden wurden.

Werner Erk, Vorstand des Heimat- und Geschichtsvereins Glauburg e. V., reicherte seine zweistündige Führung immer wieder mit teilweise brandneuen Details an. So wurde beispielsweise erst kürzlich der Nachweis erbracht, dass die Befestigung auf dem Glauberg nicht wie lange Zeit angenommen mit einem Tangentialtor, sondern mit einem Zangentor versehen war. Und die goldenen Ringe, die man stets für Ohrringe gehalten hatte, wurden offenbar vielmehr im Haar bzw. an Zöpfen getragen. Und auch die so berühmten wie seltsamen „Micky Maus-Ohren“ des Keltenfürsten sind inzwischen wohl enträtselt: Bei ihnen handelt es sich anscheinend um stilisierte Mistelblätter.

Für terraplana-Vorstandsmitglied Jörg Lotter war die Ausstellung auch ein Wiedersehen mit ein paar „alten Bekannten“: von einem prachtvollen, mit Korallen verzierten keltischen Halsreif (330—260 v. Chr.), der in einem Hügelgrab einer wohlhabenden Frau bei der römischen Villa Haselburg im Odenwald gefunden wurde, hatte Jörg seinerzeit eine Replik angefertigt. Die aus einem älteren Grab (ca. 600 v. Chr.) stammenden Bronzereifen hatte Jörg bei einer Begehung bei Gernsheim sogar selbst gefunden.

Auch wenn es angesichts der Hitze etwas erschwerte Umstände waren: Die kenntnisreiche Führung durch die gut durchdachte Sonderausstellung „Kelten Land Hessen - Eine neue Zeit beginnt“ hat bei allen Teilnehmenden einen bleibenden Eindruck hinterlassen. Und sie hat sicher dazu angeregt, auch die weiteren Ausstellungen, die im Rahmen des Archäologie-Jahres an anderen Standorten wie Frankfurt oder Bensheim zu sehen sind, bei Gelegenheit zu besuchen.

https://www.keltenwelt-glauberg.de/museum/sonderausstellung/

https://www.keltenland-hessen.de/

Text: André Madaus

Bilder: Dennis Braks, André Madaus