Um anlässlich des Stadtjubiläums herauszufinden, wo sich die frühmittelalterliche Siedlung genau verorten lässt, haben sich der Verein terraplana – Gesellschaft für Archäologie im Hessischen Ried e.V. und der Heimat-und-Geschichtsverein Biebesheim e.V. zusammengetan und interessierte Hobbyforscher dazu aufgerufen, Lochheim gemeinsam aufzuspüren. Eine Möglichkeit, um mittelalterliche Wüstungen oder auch andere ehemalige Siedlungsplätze nachzuweisen, sind Feldbegehungen. Dabei werden Flächen gezielt nach Keramikscherben und anderen Artefakten abgesucht. Allerdings ist es hierfür erforderlich, sich zuvor beim hessischen Landesamt für Denkmalpflege eine so genannte Nachforschungsgenehmigung zu besorgen. Das gilt insbesondere für Begehungen mit einem Metalldetektor, aber auch für das Suchen und Sammeln von Oberflächenfunden.

 

Nachdem also die notwendigen Genehmigungen bei der HessenARCHÄOLOGIE eingeholt wurden, ging es zunächst darum, anhand von Luftbildern einige Verdachtsflächen zu identifizieren. Auch die schon früher gemachte Entdeckung merowingischer Gräber gilt als ein wichtiges Indiz für die mögliche Lage der Wüstung Lochheim. Am 4. August stand dann endlich die erste gemeinsame Feldbegehung auf dem Programm: Zahlreiche Mitglieder beider Vereine sowie andere Geschichtsinteressierte aus Biebesheim folgten dem Aufruf und trafen sich an der „Röhrichgewann“, wo Luftbilder auf einige menschengemachte Strukturen hindeuteten. Mit einem großen Team wurde dieses Flurstück systematisch abgesucht, anschließend ging es weiter zur Flur „Großes Ramsloch“. Am Ende des Arbeitstages hatten die „Prospekteure“ binnen vier Stunden eine Fläche von insgesamt 7,5 Hektar begangen – angesichts der sengenden Hitze eine großartige Leistung.

Leider wurde der Fleiß an diesem Tag nicht belohnt. Das Auffinden von Funden gestaltete sich schwierig, da trotz der Trockenheit nach dem Ernten und Grubbern schon wieder Getreide aufgekommen war. Trotzdem konnte 52 Relikte der Vergangenheit aufgelesen und mittels Hand-GPS-Geräten eingemessen werden. Später wurden die Funde gewaschen und von Dr. Markus Helfert, Archäologe und Vorsitzender von terraplana, begutachtet und eingeordnet. Leider befinden sich unter den überwiegend Keramik- und Ziegelfragmenten keine Stücke, die sicher in das (Früh)-Mittelalter, die Römerzeit oder die Vorgeschichte datiert werden können. Alle Funde stammen vielmehr aus der frühen Neuzeit (ab 1500) und reichen bis in das 19. Jahrhundert.

Eine Nachbegehung Mitte September durch einige Vorstandsmitglieder erbrachte die gleichen Ergebnisse.

Auch wenn diese scheinbar negativen Ergebnisse für die vielen begeisterten Hobbyforscher etwas frustrierend erscheinen mögen, ist es dennoch positiv zu bewerten: Die begangenen Flächen können als Standorte für Lochheim vorerst ausgeschlossen werden. Aus diesem Grunde erübrigt sich auch eine geophysikalische Untersuchung auf den begangenen Feldern. Außerdem gibt es noch eine Reihe weiterer Flächen, unter denen sich die Wüstung Lochheim befinden könnte. Es bleibt also spannend!

Weitere Feldbegehungen hängen derzeit stark von der Ernte und der nächsten Einsaat sowie den Witterungsverhältnissen ab, so dass noch nicht klar ist, wann es weitergeht.

Allerdings hat terraplana wegen abweichender Ansichten zu Veröffentlichungen und Persönlichkeitsrechten der Begehungsteilnehmer die Zusammenarbeit mit dem Heimat- und Geschichtsverein Biebesheim e. V. vorerst beendet. Wir haben vorgeschlagen, dass weitere Projekte in Lochheim durch den Heimat- und Geschichtsverein Biebesheim e. V. organisiert und geleitet werden.

Text: André Madaus

Fotos: Dennis Braks