Eine Motte oder Turmhügelburg ist eine mittelalterliche Burg, die hauptsächlich aus einem Turm auf einem Hügel besteht.

So eine Burg darf man sich natürlich nicht vorstellen wie z.B. Burg Elz/ Mosel oder die Burgen am Mittelrhein oder sogar Schloss Neuschwanstein. Eine Turmhügelburg oder Motte ist eine ganz einfache Burg, vergleichbar mit einem Wohnturm oder Donjon.

Motten sind fast immer Niederungsburgen, d.h., sie kommen nur in niedrig gelegenem, oft feuchtem Gelände vor, also nicht auf Bergen bzw. am Hang eines Gebirges. (Also ist das Hessische Ried - terraplana - dafür prädestiniert!)

 

Die Entwicklung einer Motte

Beim Bau einer Motte wurde zuerst ein kreisförmiger Graben ausgehoben. Das Aushubmaterial kam z.T. nach außen als Wall, hauptsächlich aber nach innen, so dass dort ein künstlicher Berg, die Motte, aufgeworfen wurde. Der Graben füllte sich mit Wasser und war ein Annäherungshindernis. Auf den künstlichen Berg baute man einen Holzturm in Blockbauweise oder in Fachwerk, der später oft durch einen steinernen Turm (zumindest im Untergeschoss) ersetzt wurde. Dieser Turm hatte sicher einen Wehrgang, auch mit Zinnen.

Eine Vorstellung von einem solchen Turm bekommt man durch die Zeichnung von Albrecht Dürer. Er malte das sog. „Weiher-Haus“ bei Nürnberg 1495. Das sog. Topplerschlösschen bei Rothenburg /Tauber (gebaut 1388), siehe Bild, existiert noch und ist praktisch eine mittelalterliche Turmburg, aber keine Turmhügelburg, denn es fehlt die Motte. War der Turm gebaut, so wurde er durch eine ringförmige Palisade geschützt. Auch auf der Innenseite des Wassergrabens gab es eine Palisade oder einen Flechtzaun, der auch dafür sorgte, dass der künstliche Berg nicht in den Graben abrutschte. Die Turmburg auf der Motte war zu erreichen durch einen hölzernen Steg oder eine Treppe, die vom äußeren Wall bis oben auf die Motte reichte. Zugbrücken waren noch nicht erfunden. Oft wurden die Motten nachträglich erhöht. Wenn das Untergeschoss der Turmburg bereits aus Stein bestand, konnte man einfach neues Erdmaterial um die 1. Etage schütten. Damit war die Burg „eingemottet“. Man geht auch davon aus, dass der Turm oft nicht auf eine frisch aufgeworfene Motte gesetzt wurde, denn die Erde braucht eine gewisse Zeit, um sich zu setzen. So hat man wahrscheinlich oft eine vorhandene Turmburg, die in der Ebene – auf gewachsenem Boden- errichtet war, mit einer Motte umgeben, also eingemottet. Je nach Höhe der erhaltenen Motte spricht man von einer Kleinmotte (unter 5m Höhe)oder einer Hochmotte (5 – 10 m Höhe oder mehr).

 

Verbreitung:

Motten verbreiteten sich hauptsächlich im 11.und 12. Jh. von der Normandie aus über England und Irland, über Norddeutschland bis nach Ostpolen durch die Eroberung des Ostens, aber auch über Holland den Rhein aufwärts, so dass man sogar in der Schweiz und in Österreich Motten findet. Diese Turmhügelburgen haben- je nach Landschaft- auch andere Namen. In Frankreich heißen sie Château à motte, in Deutschland Motte oder Turmhügelburg, Erdhügelburg, Erdkegelburg, in Norddeutschland auch Knupp (von Knubbel), in England ebenfalls Motte, in Österreich oft Hausberg oder Bühl.

 

Eine Motte steht nicht allein! Zu jeder Motte, also zu jeder Turmhügelburg, gehört eine Vorburg. Die Vorburg war ebenfalls durch einen Graben und eine Palisade geschützt und enthielt die wichtigen Wirtschaftsgebäude, die zu einer Burg gehörten, wie z.B. Wohnungen fürs Gesinde, Ställe für Pferde, Rinder usw., Scheune, Vorratshaus, Schmiede, Kapelle usw., manchmal auch das Haus des Burgbesitzers, denn nicht immer wohnte der in der Turmburg – diese diente manchmal auch nur der Verteidigung.

 

Nutzung der Motten in späteren Jahrhunderten

Turmhügelburgen haben oft nicht lange bestanden, waren unbequem und unmodern. Oft wurden die Vorburgen aber noch Jahrhunderte lang als normaler Gutshof weiterbetrieben. Selten wurden Turmhügelburgen modernisiert und vergrößert. Die eigentliche Motte wurde später manchmal genutzt als Bauplatz für eine Kapelle oder einen Kalvarienberg.

 

Was ist geblieben?

Oft nur ein kleiner Hügel. Die Erde ist abgerutscht, die Motte ist also nicht mehr so steil. Der Graben ist versumpft oder ganz verfüllt. Vom Turm aus Holz keine Spur; Steine waren in Niederungen Mangelware und so wurden auch Steintürme wieder zurückgebaut, Steinmaterial abtransportiert. Da kann nur die Archäologie Licht ins Dunkel bringen.

 

Was ist der Teppich von Bayeux überhaupt?

 

Er ist kein Teppich im normalen Sinn, sondern ein langer schmaler Wandbehang, der auf Leinen gestickte Bilder und einzelne Kurztexte in Latein zeigt. Er ist knapp 70m lang und 50 cm hoch. Dieser Teppich wurde wahrscheinlich zu bestimmten Feierlichkeiten in der Kathedrale von Bayeux an den Wänden entlang aufgehängt. Heute ist er in einem großen Saal bei schonender Beleuchtung in Bayeux zu besichtigen. Der Teppich zeigt als Bildergeschichte die Handlungen des Jahres 1066:

Der Normanne „Wilhelm der Eroberer“ erobert England. Aber auch die vorangehenden „Aktionen“, wie Kämpfe in der Normandie, Einnahme von Städten und Burgen (Motten), Überfahrt nach England usw. werden sehr detailreich geschildert.

Der Teppich ist wahrscheinlich eine Auftragsarbeit des Bischofs von Bayeux, eines Halbbruders von Wilhelm. Ausgeführt wurde sie wohl von Nonnen in England nach einer Vorzeichnung eines Künstlers, der wahrscheinlich an den Kriegshandlungen teilgenommen hat und von den damals neuzeitlichen Burgen, den Motten, sehr angetan war, denn er kannte sie als Engländer nicht – erst die Normannen haben diesen Burgtyp in England eingeführt.

Auf dem Teppich von Bayeux sind mehrere Motten abgebildet, die oft Vorlagen sind für Nachbauten in unserer Zeit, z.B. als Freilichtmuseum.

Die 5 Motten, die auf dem Teppich dargestellt sind, zeigen typische Bauelemente. Leider sind keine Vorburgen abgebildet – das hätte sicher den Rahmen des Teppichs noch mehr gesprengt, zumal aus der Perspektive eines Fußsoldaten von der Vorburg fast nur die Palisade zu sehen ist und der Kampf um die Burg, d.h., um die Motte, wichtiger war.

Im mittleren Band sieht man die Burg Dol in der Normandie, das obere und untere Band vernachlässige ich (es enthält meist Fabelwesen oder Nebenschauplätze). Man erkennt die hohe und steile Motte im Querschnitt, auf beiden Seiten der umgebene Graben mit vorgelagertem Wall. Links führt ein breiter Weg mit Stufen über den Graben nach oben; unten ist er kräftig abgestützt, oben führt er durch ein Tor zum mindestens zweistöckigen Turm. Der Turm ist oben nach allen Seiten offen, hat einen Umgang und ist Zinnen gekrönt. Die bunten herabhängenden Streifen auf der linken Seite werden gedeutet als Feuer; d.h., mindestens der obere Turmteil ist aus Holz. Während sich die Streithähne (unten) noch bekämpfen, versucht der Burgbesitzer zu fliehen, indem er sich abseilt.

Burg Doll

Burg Rennes

Burg Dinan

Burg Rennes: Deutlich sieht man, dass der Burghügel aus Erdschollen aufgetürmt ist. Die äußerste Schicht ist anders, kompakter, gestickt und könnte bedeuten, dass es sich um Grassoden handelt, mit denen der Mottenhügel bedeckt ist. Diesmal ist kein Graben zu erkennen, dafür aber eine sehr stabile Palisade, die auch eine Mauer sein könnte – besonders gut auf der rechten Seite zu erkennen. Auch hier führt wieder eine Treppe durch einen Torbogen in die innere Burg. Der Turm steht in der Mitte, wieder 2-stöckig, und ist mit Ziegeln gedeckt. Umgeben wird er von einer Bretterwand mit Wehrgang.

Bei der Burg Dinan wird heiß gekämpft. Die Turmburg steht wieder auf einer sehr steilen Motte mit einem Graben und vorgelagerten Wall. Ein Stufenweg führt durch einen unteren Torbogen aus Holz zu einem oberen Torbau, auf dem Soldaten stehen, um die Burg zu verteidigen. Das Untergeschoss des Turmes könnte gemauert und verputzt sein, da es farblos gezeigt wird. Es könnte aber auch ein Turm auf 4 dicken hölzernen Eckpfeilern sein. Der Turm wird umgeben von einer hölzernen Palisade mit Zinnen – die Feinde versuchen gerade, diese Palisade anzuzünden. Am Anfang der Geschichte (links) verteidigen die Soldaten noch die Burg, aber später ergibt man sich und überreicht die Burgschlüssel – per Lanze – an die Sieger.

Die Burg Bayeux ist in mehreren Schichten aufgebaut, hat wieder einen treppenartigen Aufgang mit einem Torhaus oben und einem mehrgliedrigen Gebäude – ein Hauptturm und Seitentürmen -   mit Zinnen und Palisaden.

Burg Bayeux

Burg Hastings

Burg Hastings auf der englischen Kanalseite: Die Normannen bauen Befestigungen , wie sie es gewohnt sind: Mit einer Hacke wird Erde gelockert, mit einem spitzen Holzspaten, der vorne mit Eisen verstärkt ist, wird Erde gegraben und mit Schaufeln die Motte erhöht. Die Motte besteht schon aus mehreren Schichten, ein Gebäude steht auch schon oben auf der Motte. Wird dieser Burgturm eingemottet? Oder zeigt man- wie im Comic – nur auf einem Bild 2 Tätigkeiten, die nacheinander ablaufen, nämlich 1. Aufschaufeln und 2. Burg auf dem fertigen Hügel bauen.??

 

Text: Brigitte Schmidt

Fotos: Peter Schmidt