Der Leiter des Museums, Jürgen Volkmann, begrüßte die Runde und erklärte, wie wichtig das Gerauer Gebiet sei, da die Besiedlungsgeschichte von der Steinzeit bis in unsere Zeit reicht und hob die Wichtigkeit des Museums als Anschauungs- und Lernort, auch für Schulklassen, hervor. Besonders im – inzwischen fast vollständig überbauten Gebiet „Auf Esch“ - gab es eine durch Grabungen erforschte römische Siedlung neben dem Kastell. Auf die Römer folgten dann Germanen (Alamannen), die allerdings 357 n.Chr. von den Römern unter Kaiser Julianus vertrieben wurden; aber schließlich mussten doch die Römer weichen.

Werner Jährling, der die Sonderausstellung (mit Bernd Mertens) konzipiert hat, führte die terraplana-Mitglieder durch die Ausstellung. Eine große Karte am Eingang informierte über die Gewässer der Gegend: Rhein, Mäander des Altneckar und kleinere Nebenflüsse, die zur Römerzeit z.T. begradigt oder neu als Graben angelegt worden sind (Weschnitz, Landgraben) und sicher mit kleineren Schiffen als Transportweg gedient haben. Dazu kamen die Schiffsländen bei Biblis und Astheim, die auch noch in spätrömischer Zeit als Brückenkopf dienten. Rot eingezeichnete Punkte deuteten auf das Thema der Ausstellung: Römische Siedlungsstellen, in denen Funde der Alamannen gemacht wurden, von Goddelau im Süden über Groß-Gerau bis Trebur im Norden. Wie Werner Jährling ausführte, hatten die Funde verschiedene Charaktere:

  1. Siedlungsfunde wie Geschirr, sogar knöcherne Schlittschuhe!
  2. Funde aus Bestattungen, z.B. Trachtbestandteile wie Fibeln, Ringe und Ketten (Die Germanen liebten Glasperlen, Bernstein), aber auch Teller, Krüge und anderes.
  3. Opferfunde und Deponien: Die Germanen opferten ihren Göttern oft in Gewässern und Mooren. So fand man in einem Brunnen eine Schüssel mit einer Fibel. Der spektakulärste Fund ist sicher das kleine Rind mit kleinen vieleckigen Knubbeln an den Hörnerenden, das in einem Feuchtgebiet bei Rüsselsheim gefunden wurde.

In der Zeit nach den Römern waren weiterhin römische Gegenstände beliebt, wie z.B. ein Holzkästchen mit hübschen Beschlägen und Schloss mit Schlüssel, Terra Sigillata – Geschirr mit Rollrädchenmuster, römisches Geld. Aber auch handgeformtes germanisches Geschirr, z.T. mit ganz einfachem Dekor, wurde selbst hergestellt. Der Ton wurde aus benachbarten Tongruben gewonnen und im Feldbrand gebrannt.

Zwischen den Ausstellungsstücken bekam man durch große Fotos Einblicke in die Grabungen der 1970er Jahre: Pfostenspuren eines germanischen Gebäudes, neben römischen Brandgräbern Körperbestattungen der Alamannen. Besonders eindrucksvoll waren zwei Pferdebestattungen bei Kindergräbern. Während des Beerdigungsrituals sind die Pferde herbeigeführt und geschlachtet worden. Erschreckend daneben zwei bäuchlings bestattete Erwachsene. Waren das Menschen, die den Kindern ins Grab folgen mussten? Opfer? Diese Bestattungssitten sind auf keinen Fall römisch, auch wenn in den Gräbern Terra Sigillata – Geschirr und römische Einhenkelkrüge zu finden waren. Gut, dass sich die Zeiten geändert haben!

Herzlichen Dank an Werner Jährling für diese Führung!

Nach der Führung huschten noch etliche Besucher zu einem Kurzrundgang in die Dauerausstellung im 1. Stock zum Thema Römer. Zum Schluss fanden die Museumsbesucher noch den Weg in ein schönes Lokal, wo der interessante Abend bei einem guten Essen und Gesprächen endete.

 

Text: Brigitte Schmidt

Fotos: Peter Schmidt