Das Ergebnis der Georadar-Untersuchungen von 2014 war ein Bild, das eine fast quadratische Umfassungsmauer am Scheidgraben mit mindestens einem inliegenden Gebäude (Turm?) zeigt. Allerdings zeigte auch das Bild, dass die Mauern an sich nicht mehr vorhanden waren, sondern an deren Stellen nur noch Ausbruchsgräben mit vielen Mörtelresten lagen. Durch Steinraub in der sonst steinlosen Oberrheinischen Tiefebene wurden die Buntsandsteine in Mauern des Dorfes Wolfskehlen „recycelt“.

Mit Hilfe von Georadar konnte man andere Spuren als Steinreste nicht sichtbar machen. Darum ging in diesem Jahr die Suche mit anderen Methoden, nämlich der Geomagnetik, weiter. Geomagnetik wird oft in der Archäologie eingesetzt, weil durch diese Methode Veränderungen in der Bodenstruktur erkennbar gemacht werden können, ohne dass man graben – d.h. auch zerstören -muss. So können durch leichte Änderungen im Magnetfeld der Erde z.B. ehemalige Gräben, Feuerstellen, Pfostenlöcher von Fachwerkhäusern oder Einfriedungen erkannt und bildlich / kartographisch dargestellt werden.

Terraplana untersuchte nun das zwischen dem Scheidgraben und dem Ort liegende feuchte Wiesenareal, um herauszufinden, ob sich dort eine Vorburg befunden hat. So eine Vorburg war oft ebenfalls wie die Burg durch einen Wassergraben geschützt und barg die Wirtschaftsgebäude der Burg.

Am Samstag, 23.09.17, fanden sich bei herrlichstem Herbstwetter etwa 10 terraplana - Mitglieder – studierte Archäologen und interessierte Laien -, die gemeinsam mit Martin Posselt M.A. (Know-how und Geräte) die Untersuchung eines 1,5 ha großen Geländes durchführten. 

Mit Hilfe eines GPS-Gerätes wurde das Arbeitsgebiet in 50 m - Quadrate abgesteckt. Die weitere Unterteilung erfolgte mit 50 m langen Schnüren zwischen den Markierungen im 2 m- Abstand. An denen ging Martin Posselt mit seinem tragbaren 16 kg schweren Magnetometer in gleichmäßigen Schritten entlang, trotz der zunehmenden Wärme und der langen Grashalme, die sich beim Laufen oft um die Füße wickelten. War er am Ende der Schnur angekommen, legten die Helfer diese 2 m weiter und Martin Posselt lief wieder… insgesamt ca. 7,5 km! Eine stramme Leistung! Als aktiven „Strippenzieher“ konnte man übrigens nur jemanden gebrauchen, der mindestens unterhalb des Bauches nichts Metallisches an sich hatte: Keine Schuhe mit Metallösen, Schnallen, kein Portemonnaie, kein Handy, kein Ring … . Da das Messgerät auf metallische Gegenstände reagiert, würde das Messergebnis zu Fehlinterpretationen führen.

Am Rande des Erlenwiesenweges hatten wir Tisch und Bänke aufgebaut, wo sich die Helfer ausruhen konnten oder einfach mal die schöne Sonne genossen bei einem leckeren gespendeten Kuchen. Dann kamen noch ein paar interessierte Zaungäste vorbei, ein sehr interessierter Reporter und ein Fotograf des Darmstädter Echos (Großer Artikel im Echo am 26.9.17). Auf Infotafeln und im persönlichen Gespräch konnten sich alle informieren, die Kinder spielten im Heu.

Einer meinte zum Schluss: Da passierte ja eigentlich gar nichts! Ich habe den Tag genossen! Es war so richtig schön gemütlich! (Er hatte aber auch keine Strippen gezogen und war keine 7,5 km gelaufen…). Nach Beendigung der Messung konnte Martin Posselt die gewonnenen Daten auf dem PC darstellen. Das vorläufige Ergebnis muss nun noch bearbeitet und interpretiert werden. Jedoch können wir jetzt schon sagen: Viele Anomalien (Störungen) im Magnetfeld lassen den Schluss zu - Da war was!

 

Die Ergebnisse der von terraplana durchgeführten Untersuchungen wurden Ende 2019 veröffentlicht:

Der hochmittelalterliche Adelssitz Neu-Wolfskehlen, hessenArchäologie, 2018, S. 163ff.