Nachbau und Untersuchungen zum Gebrauch und möglicher Verwendung des Werkzeugs - eine Spurensuche

Zuerst erklärte Daniel Usher anhand einer Karte den Raum, in dem in Europa die frühe vorrömische Eisenzeit begann, nach dem wichtigen Fundort Hallstatt in Österreich auch Hallstattzeit genannt. Auch wenn die Eisenverarbeitung in dieser Zeit bekannt war, wurden weiterhin viele Gegenstände aus Bronze hergestellt.

Der Fundort des Gerätes, das er für seine Bachelorarbeit zu bearbeiten hatte, war ein Brandgrab an der Donau nahe der serbisch-ungarischen Grenze. Da das Gerät, ein Hohlstechbeitel zur Bearbeitung von Holz, nicht auf der Höhe der Aschenreste lag, sondern am äußersten Rand des Grabschachtes und wesentlich höher als die vermutete Grabkiste aus Holz, denkt Daniel Usher, dass das Gerät evtl. vom Zimmermann nach Beendigung der Grabverschalung verloren gegangen ist.

Bei der Restaurierung des gut 12 cm großen Werkzeugs reinigte D. Usher das Gerät, fotografierte es und beschrieb auch sehr feine Details, wie z.B. Korrosionsspuren, Herstellungs- und Gebrauchsspuren. Er ließ das Material untersuchen: Es bestand aus einer Zinnbronze (ca. 91 % Kupfer, 7% Zinn und wenigen, wohl zufälligen Beimischungen anderer Metalle). In der Tülle hatte sich noch Holz erhalten, das sicher Laubholz, wahrscheinlich Buche war.

Nach der Untersuchung des antiken Hohlstechbeitels ging D. Usher einen bislang seltenen Weg der experimentellen Archäologie: Er baute das Gerät nach, um dann auszuprobieren, wie man damit arbeiten konnte und ob die Spuren am Original identisch sind mit den Spuren am neuen Gerät. Dazu waren einige Versuche und Lernprozesse notwendig. Mithilfe eines Wachsmodells, das er durch eine Abformung des Originals gewann, stellte er eine Gießform aus Ton her, die nach dem Brennen mit Bronze gefüllt wurde. Nach Zerschlagung der Form konnte das Gussstück entnommen werden, das danach noch fertig bearbeitet werden musste, z.B. entgratet und geschärft wurde. Ein Vergleich mit dem antiken Stück zeigte, dass die gleichen Herstellungsspuren entstanden waren.

Weitere Versuche sollten die Gebrauchsfähigkeit des Werkzeugs an verschiedenen Hölzern zeigen. Daher schäftete D. Usher seine Repliken mit einem „Knieholz“ – das Werkzeug wird dann ähnlich gehandhabt wie eine Axt und sah Ötzis Axt ähnlich. Die Arbeit damit ergab aber kein ordentliches Ergebnis. Steckte er in die Tülle des Werkzeugs jedoch ein kurzes Holzstück („Griffholz“), so konnte er mit einem „Klöpfel“ (Holzhammer) auf das Griffholz schlagen und damit einwandfreie Arbeit leisten, nämlich flache Hohlkehlen und sogar schöne runde Löcher schlagen. Das funktionierte auch ohne Klöpfel, nur durch Führen mit der Hand.

Durch seinen Nachbau konnte D. Usher die Spuren am antiken Werkzeug interpretieren und die gute Gebrauchsfähigkeit des Werkzeugs beweisen, die einem modernen Werkzeug der gleichen Art vergleichbar ist.

Text: Brigitte Schmidt

Fotos: Peter Schmidt