Felix Kotzur gab bei seinem Vortrag einen Einblick in die Forschungen und ersten Ergebnisse seiner Dissertation. Dabei wertete er keine neuen Grabungen aus, sondern durchforstete die Literatur über alte Forschungen an ca. 370 Fundstellen. Dabei ist klar, dass viele (noch) unveröffentlichte Berichte nicht in die Arbeit einfließen konnten und so seine Arbeit nur eine momentane Bestandsaufnahme sein kann.

Nach einem kurzen historischen Abriss der römischen Siedlungsgeschichte des 1. bis 4. nachchristlichen Jahrhunderts zeigte er auf einer Karte den Bereich seiner Untersuchungen, bei denen er sich beschränkte auf die römischen Nord-West-Provinzen von Belgien im Norden über das Rheinland, Moselgebiet, Rhein-Main-Gebiet bis in die Schweiz, wobei es sich um fruchtbare Gunsträume handelte. Hier siedelte oft eine gemischte Gesellschaft, die aus Einheimischen und Römern bestand. Bei den Metallgefäßbeigaben konnte man aber keinen Unterschied zwischen den Ethnien erkennen.

Bei einem Exkurs über verschiedene Brandgrabbestattungssitten wurde verständlich, dass viele Metallwaren durch das Feuer schwer beschädigt worden sind. Reste, die sich in den Brandgruben befinden, sind z.B. Fibeln, Gefäße aus dem Haushalt, wie Kasserolen (auch mit Speiseresten), Schöpflöffel, Siebe, Mischgefäße, Kannen, meist aus Bronze, aber auch Eisen, Zinn und Silber.

Bereits in der La Tène-Zeit (Kelten) gab es metallene Gefäßbeigaben in Gräbern. Am Anfang der römischen Kaiserzeit um die Zeitenwende gab es eine Menge Metall-Beigaben in Gräbern, was aber im Laufe des 1. Jahrhunderts abnahm. Dabei enthielten die meisten Gräber nur jeweils ein Gefäß, woraus F. Kotzur schloss, dass es sich um erschwingliche Waren handelte, die sich jeder leisten konnte. Die Gräber der „Elite“ allerdings enthielten oft mehrere Metallgefäße, z.B. für ein Trinkservice. Wo es möglich war, waren auch die Skelettreste untersucht worden. Erstaunlich dabei war, dass mehr Frauen als Männern solche Gefäße beigegeben wurden, sogar vielen Jugendlichen. Auch nach der Römerzeit im frühen Mittelalter setzte sich der Brauch fort, (Metall)-Gefäße mit ins Grab zu legen.

Die Funktion einer Grabbeigabe gibt auch heute oft noch ein Rätsel auf. Waren mehrfach (zu viel) ins Grab gelegte Fibeln „ein letzter Gruß“ der Lebenden? Sollte der Verblichene im Reich der Toten von den feinen Zinntellern essen, an denen er im Leben seine Freude hatte? Wollte man nur etwas Wertvolles ins Grab legen oder sollte der Knabe wirklich von dem Weinschöpfgerät Gebrauch machen? Zum Schluss zeigte F. Kotzur besondere Funde aus dem Hessischen Ried.

Im Anschluss an den Vortrag verbrachten noch viele terraplana-Mitglieder einen schönen Abend in einem nahe gelegenen Restaurant.

Der Vortrag fand statt in Zusammenarbeit mit dem Kunst- und kulturhistorischen Verein der Schöfferstadt Gernsheim e.V.

 

Fotos: Peter Schmidt

Text: Brigitte Schmidt