Am Donnerstag, 23. März hatte terraplana zu einem weiteren Kurzvortrag eingeladen: Vereinsmitglied Jörg Oberkinkhaus hatte sich hierfür ein Thema ausgesucht, das offenbar viele Amateur-Archäologen interessiert, denn es kamen insgesamt rund 25 Mitglieder von terraplana und von der Gesellschaft für Heimat & Geschichte aus Trebur nach Groß-Gerau in das Ristorante Al Gusto. Dort berichtete Jörg Oberkinkhaus unter dem Titel „Honiggelb, aber nicht zuckersüß – Flintensteine im Fundinventar“ über Flintensteine.

Diese Fundgruppe, so der Referent, sei oft ein bisschen unterschätzt, obwohl sie nicht nur weit verbreitet sind, sondern mitunter auch Rückschlüsse über einen Fundplatz erlauben. So sind vor allem linksrheinisch, im weiteren Umfeld von Mainz, Häufungen der an ihrer gelben Farbe gut zu erkennenden französischen Flintensteine ein Indiz für die Anwesenheit – womöglich sogar Kampfhandlungen - französischer Truppen am Ende des 18. Jahrhunderts.

Dennoch sind Flintensteine für viele aktive Feldbegeher oft nicht viel mehr als ein netter Beifang. Doch Jörg machte deutlich, dass es sich lohnen kann, sich intensiver mit der Entwicklung von Feuersteinen oder Silexen, wie das vor 150 – 70 Millionen Jahren im Meer entstandene Gestein auch genannt wird, zu beschäftigen. Seine besonderen Eigenschaften machten es nicht nur zum begehrten Allzweckwerkzeug der Vorgeschichte, sondern auch zum unverzichtbaren Bestandteil der Ausrüstung neuzeitlicher Schützen: Flint ist mit einer Mohshärte von 7 sehr hart, er ist in alle Richtungen gut brechbar und eignet sich daher, um beim Schlagen auf Eisen Funken zu erzeugen.

Das machte man sich ab dem späten 17. Jahrhundert für Feuerwaffen zu nutze (die ersten Steinschlosswaffen traten in Deutschland ab 1687 auf, in Frankreich ab 1719). Da Flint nur an Orten seiner geologischen Entstehung aufzufinden ist, entwickelte sich schnell ein blühender Handel, und Flint wurde zu einem kaum zu unterschätzenden Wirtschaftsfaktor. So sollen im 18. Jahrhundert in nur elf Jahren über 50 Millionen Flinten- und Pistolenfeuersteine aus Galizien (Region im heutigen Polen und der westlichen Ukraine) an das österreichische Kriegsdepartement geliefert worden sein – eine unvorstellbare große Zahl!

Da Jörg auch viele Beispiele für Flinte aus verschiedenen Regionen als Anschauungsobjekte dabei hatte und terraplana-Mitglied Andreas Vogel dies  zu ergänzen wusste, gab es außerdem noch etwas zum Anfassen.

Text: André Madaus

Fotos: Jörg Oberkinkhaus, Anke Karioth